Die Halbinsel zwischen den Seen Galvė und Skaistis wird in historischen Quellen seit dem 14. Jh. erwähnt. Damals hieß sie Algirdas-Insel und gehörte den tatarischen Adeligen. Später wechselte die Insel mehrmals ihren Besitzer, bis sie vom Grafen Juozapas Tiškevičius (1835–1891) in der zweiten Hälfte des 19. Jh. erworben wurde. Nach dem Tod des Grafen 1891 wurde das Landgut von seinem jüngsten Sohn, der ebenfalls Juozapas hieß (1863–1867), und dessen Frau Jadvyga Svetopolk–Četvertinska, einer polnischen Fürstin, geerbt. Der Sohn hat später an diesem Ort ein Landgut mit einem Parkgelände von 800 Hektar errichtet. 80 Hektar davon waren der Familienresidenz gewidmet.

Beschreibung

Nach dem Entwurf des polnischen Architekten Juzef Huss hat Graf Juozapas Tiškevičius am Ufer des Galvė-Sees, direkt gegenüber der Burg von Trakai einen prachtvollen Palast mit Elementen des Neuklassizismus und der Neurenaissance und einer beeindruckenden Terrasse mit offenen Pavillons erbaut. Von der Terrasse bietet sich eine herrliche Aussicht auf den Galvė-See und auf die Inselburg Trakai. 

Das Landgut Užutrakisgehörte der Familie Tiškevičiai seit 1867, aber seine Blütezeit erlebte es zurzeit des Grafen Juozapas Tiškevičius. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Residenz von Užutrakis stark zerstört und nach dem Tode des Grafen Tiškevičius in St. Petersburg 1917 vernachlässigt. Der Sohn des Grafen, A.Tiškevičius, übernahm das Landgut und wohnte in einem Teil davon mit seiner Familie bis zum Zweiten Weltkrieg. Er hat die prächtigen Pavillons nicht wiederaufgebaut, schenkte dem großen Landschaftspark weniger Aufmerksamkeit, beschränkte sich nur auf die Pflege der Parterren. Während des Krieges übernahm die deutsche Armee das Landgut, später wurde es von Sowjets nationalisiert. Nach dem Krieg war Užutrakis Sanatorium für hochrangige KGB-Angestellte, später Pionierlager und Erholungshaus, eine staatliche Unterkunft für Touristen. Die größte Destruktion erfuhr Užutrakis aber nach der Nationalisierung 1940, und erst nach 1998 wurde mit einer Restaurierung begonnen. 

Das Interieur des Palastes wurde im französischen Stil von Louis XVI dekoriert. Das Dach mit vier Dachschrägen wird von einem dekorierten Band von Luftkanäle mit einer Spitze gekrönt, auf der die historische Flagge des litauischen Staates mit dem kampfbereiten Vytis flattert.   

Im Erdgeschoss befinden sich sieben symmetrische Säle mit großen rechteckigen Fenstern, und in der Mitte – ein Saal mit einer durch das Dach beleuchteten Treppe. Im ersten Stock befinden sich bescheidene Wohnräume mit viereckigen Fenstern. 

Dem Palast gegenüber wurden regelmäßig geformte Parterres (auf französische Art) und Lindenalleen geplant, verzierte Blumenbeete, Marmorvasen und Skulpturen entworfen. Das große Parterre wurde mit Nachbildungen der Skulpturen des Bildhauers A. Coysevox aus dem 18. Jh. ausgestattet. Abgebildet wurden die römischen Göttinnen Diana und Flora, die Nymphe Hamadryad. Das kleine Partette zierten die Skulptur des römischen Weingottes Bacchus und antike Büsten. Die einzigartige Landschaft von Trakai und die besondere Atmosphäre der Gegend beeinflussten die Entscheidung des Grafen, diesen Ort als Wohnsitz auszuwählen, der Umgebung besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und die anschließende Bindung der ganzen Familie an Užutrakis. Die Umgestaltung der Umgebung in einen Park vertraute der Graf dem berühmten französischen Landschaftsarchitekten Édouard François André an, der 1898 nach Užutrakis kam und einen Park im für ihn typischen gemischten Stil entwarf.

Der Palast mit französischen Parterres ist von einem malerischen Parkgelände (im englischen Stil) umgeben. E. F. André nutzte die kontrastvolle Landschaft der Halbinsel meisterhaft, mit Kompositionen künstlicher Felsen betonte er ihre Hügel. Um die majestätischen Wasserreflexionen der Seen Galvė und Skaistis zu verstärken, ließ er in die Wasserteiche Spiegel einsetzen. Die Oberflächen der Gewässer widerspiegelten das Bild der hundertjährigen Eichen und Kiefern, der aus dem Ausland mitgebrachten Pflanzen. Es wurden über 20 Teiche verschiedener Größe und Form ausgehoben, die untereinander und mit den Seen verbunden waren. Auf diese Weise wurde ein einzigartiger Park der Wasserreflexionen geschaffen, in dem man beim Spaziergang die Grenze zwischen Land und Wasser, zwischen Realität und Phantasie aus den Augen verliert. 

Die noch vielfältigere Auswahl von Pflanzen erinnert den Besucher des Parks daran, dass E. F. André zuerst Botaniker war. Heute wachsen dort etwa 400 verschiedene Pflanzen.

Užutrakis ist normalerweise über einen Landweg zu erreichen, den die Familie des Grafen nicht nutzte, weil er zu Wirtschafszwecken genutzt und „Kartoffelweg“ genannt wurde. Man reiste zum Landgut auf einem Floß über das Wasser der Seen Galvė und Skaistis, an dem auch die Hütte eines Fährmannes stand. Von der Fährstation zum Palast führte die Allee der Fürsten, die von einem auf dem Hügel errichteten Pavillion aus gut sichtbar war. Auf dem am weitesten in den See hineinragenden Teil der Halbinsel steht eine von kleinen Teichen umgeben Skulptur der Jungfrau Maria mit dem Kind, die die Anreisenden segnet.

Das Landgut Užutrakis ist von einer wunderschönen Seelandschaft umgeben, die durch die würdige Vergangenheit Litauens berühmt wurde. Das Parkgelände von Užutrakis befindet sich auf einer Halbinsel mit einer Länge von 1,4 km zwischen den Seen Galvė und Skaistis. Dieser Landstreifen ist von allen Seiten von weiten Wasserflächen umgeben und hat eine charakteristische hügelige Landschaft. Er zeichnet sich deutlich durch 6-23 m hohe Hügel aus, ist durch sumpfige Gräben, Täler und Buchten abgegrenzt. Der Galvė-See ist einer der größten (361 ha), malerischsten und tiefsten Seen Litauens. Seine Tiefe am Ostufer beträgt 46,7 m. Die Uferlinie des Sees schlängelt sich durch die vielförmigen Buchten und Halbinsel, der See hat 21 Inseln, die, wie auch der See selbst, eigene Legenden haben. 

Das Landgut Užutrakis war dank der besonders starken Wirtschaft erfolgreich. Die Grundstücksfläche betrug 800 Hektar mit Gutshöfen und Dörfern. Auch im Landgut selbst hab es eine große Wirtschaft. Das Wirtschaftsteil des Landgutes bestand aus 19 Ziegel- und Holzbauten: Wohnhäuser des Gärtners und des Fährmannes, der Bediensteten, die Schmiede, die Pferde- und Kuheställe usw. Das Landgut war eine große wirtschaftliche Einheit, wo produziert und verkauft wurde. Das Einkommen ermöglichte die Erhaltung und die Entwicklung des Landgutes, sicherte den Bediensteten und anderen Arbeitern das Einkommen. 

Das Landgut Užutrakis wird stets für die kulturellen Bedürfnisse der Öffentlichkeit genutzt. Hier finden verschiedene Veranstaltungen statt: Konzerte der klassischen Musik, Ausstellungen, Seminare, Tagungen und Theatervorstellungen.