Die Burg Kaunas wurde in der Vergangenheit zu Verteidigung gebaut. Heutzutage ist die Burg jedoch eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Burg wurde schon 1361 urkundlich erwähnt, deswegen zählt man sie zu den ältesten Bauwerken von Kaunas. Sie hat Kriege erlebt, die die Stadt verwüsteten, die Angriffe von Feinden überstanden, unter Besatzern gelitten, wurde mehrmals rekonstruiert, und ist heute Besucher geöffnet.

Beschreibung

In schriftlichen Quellen wurde die Burg wurde zum ersten Mal 1361 erwähnt. Wigand von Marburg, ein Herold des Deutschen Ordens in Preußen, erwähnte in der „Neuen Preußischen Chronik“ den Befehlshaber von Insterburg, der vom Ordensmarschal nach Kaunas entsandt wurde, jedoch hat er mit seinen Soldaten nicht geschafft, die Memel zu überqueren. Die Ruinen der umfriedeten Burg aus dem 13.-14. Jh. werden als Denkmal der Kriegsarchitektur aus dem 14.-17. Jh. geschätzt. Die Reste der Burg (ein Fragment der Ostmauer mit Torbogen, der 2-3 m hohe untere Teil der Südmauer und die markierte Kontur der Westmauer) bilden einen halb geschlossenen Hof. In der südwestlichen Ecke des Hofes ist der untere Teil des quadratischen Turmes erhalten geblieben, und in der südöstlichen Ecke – ein kreisförmiger Turm (bis zum vierten Stockwerk restauriert) mit einer Bastion an seinem Fuß. Der Schießraum in der Bastion ist durch einen Tunnel mit dem Erdgeschoß des Turmes verbunden. Im Süden und Osten sind die Reste der Burg von einem tiefen Graben umgeben.

Bereits im 4.–5. Jh. gab es auf dem Gebiet der Burg Verteidigungsanlagen. Es wird vermutet, dass diese erste Burg aus Mauerwerk in der zweiten Hälfte des 13. Jh. gebaut wurde. Sie bestand aus einem 0,5 ha großen Hof, der von einer 2-2,2 m dicken und 12-13 m hohen Verteidigungsmauer mit einem tiefen Graben umgeben war. Auf dessen Grund fußt die 10-11 m hohe und 1,3-2 m dicke Mauer des Außenwerks (beide Wände wurden aus Feldsteinen gemauert). Im oberen Teil der Mauer befanden sich Schießscharten und die hölzernen Schützengalerien. 1362 hat Vaidotas, der Sohn des Fürsten Kęstutis, die litauischen Kämpfer im Kampf gegen die Kreuzritter angeführt. Die Burg wurde damals zerstört. Die zweite Burg aus Mauerwerk wurde vor dem Jahr 1368 auf den Fundamenten der ehemaligen Innenmauer gebaut. Die Wände der Burg waren 3,5 m dick, etwa 10 m hoch und hatten die Konstruktion eines Schildmauerwerks. An vier Ecken wurden Wehrtürme errichtet. Die Burg war von einem Verteidigungsgraben umgeben. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts haben die Litauer und die Kreuzritter um die Burg gekämpft. Sie wurde mehrmals stark beschädigt und neu aufgebaut. 1404 haben die Litauer die Burg letztendlich übernommen und während des Aufstandes der Schemaiten (1409) und im Krieg gegen die Kreuzritter (1410) wurde sie zu einem wichtigen Punkt des Widerstands. Die militärische Bedeutung der Burg schwand nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) allmählich. Die Burg wurde zur Residenz des Ältesten von Kaunas. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde am südwestlichen Turm der Burg eine Bastion erbaut. 1601-1611 wurde ein Teil der Burg einige Male vom Fluss Neris beschädigt. Anfang des 18. Jh. hat das Wasser die Nordwand und zwei Türme zum Einsturz gebracht. Die Burg wurde aufgegeben und verkam zur Ruine. Mitte des 18. Jh. wurde im erhaltenen Teil des Innenhofs ein Gefängnis eingerichtet. Ende des 18. Jh. fanden in der Burg manchmal Versammlungen der Adligen des Landeskreises Kaunas statt. Anfang des 19. Jh. wurden dort Kasernen und eine Turnhalle eingerichtet. 1831 und 1895 wurde die Burg saniert. Nach dem Aufstand von 1863-1864 wurde sie vernachlässigt, die Ruine verfiel immer stärker. Die Burg wurde 1925 von A. Presas und 1930 sowie 1932 von E. Volteris untersucht.

1930 kaufte die Stadtverwaltung von Kaunas die Gebäude rings um die Burg und brachte den Burgplatz in Ordnung. Es wurde mit archäologischen Untersuchungen und Konservierungsarbeiten begonnen. 

Die Burg Kaunas ist ein im Stil der Gotik erbautes Verteidigungsgebäude. Historiker meinen, dass sie die älteste gemauerte Burg in Litauen ist. Dieses Bauwerk wurde an einem strategisch günstigen Ort, am Zusammenfluss der Memel und der Neris errichtet, um die zahlreichen Angriffe der Kreuzritter abzuwehren. 

Die Burg Kaunas war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Hanse. Die Hanse war eine politische und wirtschaftliche Union der Städte Norddeutschland, Preußens und Livlands, die im Mittelalter über Jahrhunderte einen großen Einfluss im Baltischen Raum hatte. Die Kaufleute der Hanse zog die Stadt Kaunas an die Memel und die Neris nach 1408, als Vytautas der Stadt das Magdeburger Stadtrecht erteilte. 1441-1532 gab es in Kaunas ein Kontor der hanseatischen Kaufleute (aus Danzig, heute Gdansk). Damals, als Kaunas besonders intensive Handelsbeziehungen zu der Hanse unterhielt, haben die lokalen Handwerker in der Nähe der Burg ihre Betriebe eröffnet. Das hat zur Entwicklung der Hanse in Litauen beigetragen.

Ein besonderer Teil der Burg Kaunas ist das Museum, in dem es zwei Ausstellungen gibt: „Mosaik der Geschichte der Burg Kaunas“ und „Entdecke das Kaunas aus dem 17. Jh.: von der Tonfliese bis zur Topfscherbe“. Das Museum präsentiert die wichtigsten historischen Fakten der Burg, die architektonischen Metamorphosen des Gebäudes, Persönlichkeiten, die die historische Entwicklung der Burg beeinflusst haben. Die Ausstellungen sind in fünf Räumen des Turmes verteilt. Im Erdgeschoß werden die wichtigsten historischen Fakten, authentische Exponate, Visualisierungen der Burg und die archäologischen Funde, wie Pfeilspitzen, Äxte u.a Dinge ausgestellt.

Im zweiten Stock befindet sich eine der interessantesten Attraktionen des Museums: ein stilisiertes Burggefängnis, in dem man sich in mittelalterliche Ketten legen und ein Bild am Pranger machen lassen kann. Im Untergeschoß wurde, dank einer originellen Videoprojektion, ein Burggeist einquartiert. 

Der dritte Stock lädt die Besucher zu der Ausstellung „Entdecke das Kaunas aus dem 17. Jh.: von der Tonfliese bis zur Topfscherbe“ ein. Da kann man nicht nur verschiedene Exponate aus Keramik, wie Töpfe, Schalen, Pfannen etc. betrachten, sondern auch die diversen Varianten von Tonfliesen untersuchen. Die Besucher des Museums haben hier nicht nur die Möglichkeit, die authentische Ausstellung zu bestaunen, sondern auch in die Haut der Archäologen zu schlüpfen und selbst Fliesen auszugraben.

Die Burg steht für die Geburt der Stadt Kaunas. Heute wird hier nicht mehr gekämpft, sondern es werden Konzerte und Festivals organisiert. 

Eine der interessantesten und der beliebtesten Veranstaltungen, die in der Burg organisiert werden, ist das Festival „Operette in der Burg Kaunas“. Diese Sommerveranstaltung bringt auf der Bühne Musiker und Tänzer zusammen, die diverse Werke darbieten: Operette, Ballett, Musical u.a. Dank dem Festival sind viele Vertreter der jungen litauischen Musikgeneration berühmt geworden, deswegen ist die Teilnahme am Festival eine hervorragende Gelegenheit, sich selbst dem breiten Publikum zu präsentieren.     

In der Umgebung der Burg werden auch Ausstellungen zeitgenössischer Künstler organisiert, Theaterstücke gezeigt, nationale Feste gefeiert.