Panevėžiukas ist eine Siedlung im Norden des Bezirks Kaunas, am rechten Ufer des Flusses Nevėžis, an der Mündung des Flusses Striūna, 2 km von der Autobahn Vilnius-Kaunas und 6 km nördlich von Babtai. Der Gebäudekomplex der Kirche des gekreuzigten Jesus lässt sich hier nicht übersehen. Die Kirche hat einen einzigartigen dreieckigen Grundriss, die barocke Außenarchitektur harmoniert mit ethnischen Elementen. Im bescheidenen Interieur dominieren die im Volksbarock und dem Klassizismus typischen Dekorelemente und Originaldetails, die den ganzen Innenraum beleben.

Beschreibung

Während der archäologischen Ausgrabungen in der Nähe von Panevėžiukas entdeckte man einen Friedhof aus dem 5.–8. Jh., der leider 1928-1929 vernichtet wurde. 

Niederlitauen (Samogitia), also auch das Gebiet um Babtai und Panevėžiukas, gehörte seit Ende des 14.V Jh. rechtlich dem Deutschen Orden. Nach der Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 wurde ein Teil des Landkreises Babtai und Panevėžiukas erneut in Litauen eingegliedert, war jedoch verwaltungstechnisch weiterhin dem samogitischen Ältesten unterstellt.

Panevėžiukas liegt 2 km nordöstlich der niederlitauischen Schnellstraße, am Zusammenfluss von Strebukas und Striūna, am rechten Ufer des Nevėžis-Tals. Der Nevėžis wurde von unseren Vorfahren zum Transport von Gütern, zum Reisen und zu militärischen Zwecken gebraucht. Im 16. Jh. war es gesetzlich verboden, Wassermühlen zum Stauen des Flusswassers zu benutzen, um die Schifffahrt nicht zu stören. 1544 wird in schriftlichen Quellen zum ersten Mal das Landgut Panevėžiukas erwähnt. Dank der 1685 zusammengestellten Inventarakte für den Verkauf des Landgutes durch die Witwe Sofija Bilevičienė an Sirutis, kann man sich ein Bild dieses Landgutes im 17.-18. Jh. machen. Damals waren alle rustikalen Bauten aus Holz, einige Türen und Fenster hatten Eisenbeschläge. Das Wohnhaus wurde aus Kiefernholz gebaut, wie auch eine alte Scheune und mehrere Gewächshäuser. Im 18. Jh. wurden die alten Bauten unter den neuen Eigentümern, der Familie Siručiai, umgebaut. 1885 gründete Anupras Koreva auf dem Landgut eine Ziegelei und 1900 wurde mit dem Umbau der Wirtschafts- und Produktionsgebäude begonnen. 

Die Backsteinkirche des gekreuzigten Jesus von Panevėžiukas, die mit einer dreieckigen Grundform und Elementen aus Spätbarock und Klassizismus gebaut wurde, ist die einzige ihrer Art in Litauen. Sie wurde 1747 von Volksmeistern gebaut, als das Landgut Panevėžiukas den Siručiai gehörte. Fundator der Kirche war Simonas Sirutis (Witebsker Burgvogt). Die gedrungene, gemütliche Kirche, die sich in den vergangenen 200 Jahren kaum verändert hat, ist von weitem zu sehen. Sie steht etwas höher als die anderen Bauten und nimmt eine domminierende Position im Städtchen ein. Anders als bei vielen Holzkirchen kam es nie zu einem Brandfall, also ist die ursprüngliche Architektur der Kirche erhalten geblieben. Dank der Finanzierung der Gutsbesitzer Koreva und der Fürsorge des Priesters Andrius Mikutavičius wurde die Kirche 1839 rekonstruiert und die Sakristei angebaut.

Zwei Ecken der Kirche haben Türme mit Kreuzen, die die Hauptfassade hervorheben, und die dritte Ecke – trägt eine Metallkreuz. Über die Dachmitte befindet sich der dritte Turm mit einem Kreuz. Alle Fassaden sind vertikal durch Pilaster geteilt. Der obere Teil der Fenster- und der Türöffnungen ist mit gewölbten Bögen versehen. Es gibt zwei Arten von Fenstern: schmale und hohe, oder niedrigere und breitere, die in noch kleinere Flächen aufgeteilt sind. Das Gebäude ist von einem pastellfarbigen, schmucklosen Gesims umgeben. Im Zentrum der architektonischen Komposition der Fassade befindet sich die Tür. 

Das Innere der Kirche ist verhalten dekoriert, so wie es klassizistischen Kirchen üblich ist. Die flache Decke ist aus Holz. In der Ecke gegenüber der Tür befindet sich der Hauptaltar, an dem sich zu beiden Seiten je zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen erheben. Es gibt in der Kirche noch drei hölzerne Barockaltäre. Bewundernswert am Hauptaltar ist das eiserne Kreuz mit einer Skulptur des Gekreuzigten aus dem 18. Jh. Auf der linken Seite der Kirche befindet sich eine knospenförmige Holzkanzel mit der Skulptur eines Engels, der das Jüngste Gericht mit einer Trompete verkündet. An den Seitenwänden stehen zwei Beichstühle mit Zügen des Volksbarock. In der Süd- und Ostecke befinden sich kleine Räume mit einer Treppe und darüber die Orgelchöre. In der Südecke gibt es einen kleinen Keller. Der Grundriss ist der eines gleichschenkligen Dreiecks, an dessen Spitze im 19. Jh. die Sakristei angebaut wurde. Das Mauergebäude der Sakristei mit einem Steinfundament befindet sich hinter dem Hauptaltar. Sie verfügt über zwei Türen, zwei Fenster und den Ziegelboden. Im Kellergeschoß der Kirche wurden ihre Fundatoren, Mäzene und andere prominenten Adlige der Umgebung begraben. Davon zeugen die an den Wänden der Kirche erhaltenen epitaphischen Gedenktafeln: drei außen und sechs innen. Leider wurden alle sterblichen Überreste im Keller der Kirche während des Zweiten Weltkrieges vernichtet.   

Der im Jahre 1872 errichtete und 1904 umgebaute Kirchhof ist von einem verputzten Mauerzaun und roten Backsteinsäulen umgeben. An der Seite befindet sich ein Steingefäß für das Weihwasser. Am Mauerzaun gibt es Gedenktafel mit den Namen und Todesdaten der Pastoren. Die Grabsteine im Kirchhof weisen auf die erhaltenen alten Grabstätten hin, darunter auch die Grabsteine der Pastoren von Panevėžiukas – der Priester Jonas Savickas, Ambraziejus Peštokas und Kazimieras Kazakevičius. Gegenüber der Hauptfassade der Kirche, auf der linken Seite des großen Tores des Kirchhofes, wurde ein Holzkreuz mit dem Gekreuzigten errichtet. Es hat lakonische Form, die Enden sind abgerundet, am unteren Teil kann man zwei geschnitzte Reliefköpfchen von Engeln erkennen, darunter die Inschrift: „Die Kirche von Panevėžiukas wird 250 Jahre alt“

Die 1639 in Königsberg gegossene und im bescheidenen hölzernen Turm aufgehängte Messingglocke lädt die Gläubigen zum Beten ein. Der Glockenturm, der heute auf dem Kirchhof steht, ist ein offener, wandloser Turm. Er ist mit einem Satteldach aus Holzbrettern bedeckt, an der Oberseite verzinnt, und die Dachschrägen sind durch Holzbalken verbunden. In der Mitte befindet sich eine rechteckige Plattform, an die eine Metallleiter mit schmalen Handläufen anschließt. Die Plattform, von der aus die Glocke zu erreichen ist, umgibt ein Metallzaun. Historiker sagen, dass Glocken etwas personifiziert werden. Sie werden getauft, bekommen Namen und Paten. Die Glocke von Panevėžiukas heißt Antanas. Die Glocken werden nicht restauriert, sondern geheilt, weil sie nicht kaputtgehen, sondern erkranken. Die Personifizierung der Glocke ist spürbar, wenn man sich unter sie stellt. Laut Historiker vermitteln Glocken die Geschichte….

Die aktive Gemeinde von Panevėžiukas feiert jedes Jahr Mitte das Ablassfest des Hl. Joachi